Vor über 150 Jahren entwickelte Friedrich Hessing die ersten orthopädischen Hilfsmittel. Seine Erfindungen legten den Grundstein für die heutige Hessing Stiftung. In seinem Testament formulierte er eindeutig, dass seine Erfindungen zu erhalten und weiterzuentwickeln sind – in höchster Qualität und im Sinne der Patienten. Diesem Erbe ist man noch heute verpflichtet.
Qualität, Tradition und Innovation gehören im Bereich Hessing Maßarbeit für Orthopädie zusammen. Das 80-köpfige Team ist in die hochspezialisierten Bereiche Orthopädieschuhtechnik und Orthopädietechnik aufgeteilt. Für beide ist die Kundenzufriedenheit der wichtigste Qualitätsfaktor.
Egal ob es um einen angepassten Schuh oder um eine Prothese oder Orthese geht – stimmt die Qualität des Hilfsmittels nicht, leidet der Kunde darunter. Daher ist die Kundenzufriedenheit nicht nur wichtig für die Reputation, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor. Von den Krankenkassen erhält der Bereich größtenteils einen pauschalen Fixbetrag, potentielle Änderungen zahlt der Bereich selbst. Dieser Dreiklang aus bester Qualität für die Kunden, der Sicherung der Reputation und der wirtschaftlichen Notwendigkeiten, ist Kern eines jeden Hilfsmittels von Hessing. Bei der Produktion von Maßschuhen, Orthesen oder Prothesen spielt die Qualität, beginnend mit dem Beratungsgespräch, eine Schlüsselrolle. Und sie setzt sich in der Herstellung fort. Alle Mitarbeiter sind erstklassig ausgebildet, ein Großteil stammt aus dem eigenen Hessing-Ausbildungsprogramm. Die Meister sind mehrfach ausgezeichnet und geben ihr Wissen an die kommenden Generationen weiter. Bei der Fertigung der in Auftrag gegebenen Hilfsmittel werden auch Bauteile von außen bezogen – dies aber nur von zertifizierten Partnern, und mit dem Ziel einer nachhaltigen Partnerschaft. Ziel eines jeden Hilfsmittels ist, die Mobilität und Gesundheit der Kunden zu erhalten und Lebensqualität zu schaffen.
Damit die Materialien perfekt auf den Kunden abgestimmt sind, arbeitet Hessing Maßarbeit in der Schuhtechnik fast ausschließlich mit dem 3D-Scan (siehe letzte Ausgabe). In der Orthopädietechnik ist man hier bereits bei rund 30 Prozent aller Kunden angekommen. Dabei ist ein Scan oft eine Herausforderung, da hier zum größten Teil Kinder versorgt werden. Kindern zu erklären, dass sie sich minutenlang keinen Millimeter bewegen dürfen, ist nicht immer einfach, aber mit menschlichem Verständnis stets lösbar. Bereits mit dem Maßnehmen werden in der Orthopädietechnik erste Fehlstellungen korrigiert.
Standardisierung wird großgeschrieben
Kommt ein Kunde, der etwa einen speziell angepassten Alltagsschuh benötigt, werden sämtliche erforderlichen Bauteile vermerkt – z.B. eine besondere Fußbettung oder Sprunggelenksstabilisierung. Nach dem Maßnehmen per Scan geht es an den Bau des Leistens und, darauf aufbauend, an den ersten Probeschuh.
Dieser Probeschuh ist aus dünnem, durchsichtigem Kunststoff gefertigt. So wird am Fuß des Kunden genau sichtbar, ob es irgendwo Druckstellen gibt, oder etwas noch nicht richtig sitzt. Bei diesem Probetermin werden dann auch gemeinsam mit dem Kunden Schnitt, Farben, Verschluss und Besohlung besprochen und festgelegt. Es geht darum, den ärztlichen Vorgaben, aber auch den Wünschen des Kunden gerecht zu werden. Danach wird der Schuh entsprechend gebaut und ausgeliefert. Sämtliche Schritte, vom Klebstoff, dem verwendeten Material, bis zu den Einbauteilen, werden über eine personalisierte Seriennummer erfasst. Ergänzt wird die Materialinformation um den Namen des Mitarbeiters, der diese Arbeiten vorgenommen hat. Diese nahtlose Dokumentation und Nachverfolgbarkeit ist extrem wichtig. Sollte zum Beispiel ein externer Zulieferer einen Mangelhinweis veröffentlichen, kann umgehend geprüft werden, ob und bei wem dieses Material verbaut wurde und es ausgetauscht werden. Als zertifiziertes Unternehmen muss der Bereich „Hessing Maßarbeit für Orthopädie“ diese Lückenlosigkeit regelmäßig intern und extern prüfen lassen.
Orthesen und Prothesen mit hohen Anforderungen
Orthesen und Prothesen sind Therapieinstrument, wie zum Beispiel in der Schuhtechnik. Manchmal sind sie Voraussetzung, um überhaupt wieder gehen zu können, etwa bei einer Bein-Prothese. Aus orthopädietechnischer Sicht ergeben sich im Vergleich zur Schuhtechnik zusätzliche Prüfungsschritte.
Der Kunde ist noch viel stärker in den Fertigungsprozess eingebunden. Gang- und Bewegungsmuster sind so individuell wie ein Fingerabdruck. Darum bekommen etwa Prothesen-Kunden einen Prototyp für mehrere Tage mit nach Hause.
Sie können in ihrem Alltag ausprobieren, ob das Material den Belastungen des individuellen Alltags, beim Arbeiten und Sport, standhält und ob es passgenau ist, also keine Druckstellen verursacht werden. Gerade in der Prothetik wird viel mit dem zugleich leichten und belastbaren Werkstoff Carbon gearbeitet. Nachteil: Carbon lässt sich kaum nachformen, sobald es verarbeitet ist. Hier ist es wichtig, künftige Anwender genau zu fragen und ihnen zuzuhören.
Innovation treibt uns an
Hessings Auftrag, innovativ zu sein, ist im Team auch heute lebendig. Mit der erfolgreichen Etablierung der 3D-Scanverfahren bietet es als erstes Unternehmen für orthopädie(schuh)-technische Hilfsmittel eine voll digitalisierte Lauf- und Ganganalyse. Im ersten Schritt wird ein modernes Kamerasystem mit iPad-Verknüpfung eingesetzt. In Kürze ergänzt Hessing Maßarbeit für Orthopädie das System um eine, im Boden verankerte, sensorische Laufstrecke. So werden neben den bildgebenden Faktoren auch eine Vielzahl sensorischer Daten gewonnen. Mit diesem System erreicht die Qualität in Beratung und Versorgung eine neue - in der Region einzigartige - Ebene.
Aktuell entscheiden die Erfahrung des Teams und das Kundenfeedback darüber, ob das Hilfsmittel passt und sein komplettes Potential ausschöpft. Die Ergänzung des neuen Lauf- und Ganganalyse- Systems in der Schuhtechnik besteht nun darin, dass die Aufklärung des Kunden erheblich verbessert wird. Denn ob der Kunde seinen therapeutischen Schuh anzieht oder nicht, entscheidet er selbst. Über diese moderne Visualisierung des Vorher- Nachher- bzw. Mit-Ohne-Vergleichs wird eindrücklich gezeigt, welche Kraft der Schuh hat.
Die Orthopädietechnik kann hingegen damit noch besser beurteilen, wie die verschiedenen Materialien arbeiten.
Orthesen und Prothesen ergänzen oder ersetzen teilweise bestimmte Körperfunktionen im Bewegungsablauf. Zum Beispiel gibt es sogenannte Peronaeus-Orthesen, die das Anheben des Vorfußes beim Gehen aktiv unterstützen. Diese Orthesen-Art wird bei einer sogenannten Fuß-Hebeschwäche eingesetzt. Menschen mit dieser Behinderung können nicht flüssig gehen, weil sie ihren Vorfuß nicht entsprechend anheben können. Stattdessen wird er zu einer schmerzhaften Stolperfalle. Über die Peronaeus-Orthese, die u.a. aus einer speziellen Feder besteht, wird der Vorfuß aktiv angehoben und der Kunde kann je nach Schwere der Einschränkung wieder weitestgehend normal gehen. Genau diese Feder gibt es in verschiedensten Ausführungen, sie wird je nach Grad der Behinderung und den Zielen des Kunden eingesetzt. Aktive Sportler haben zum Beispiel eine ganz andere Erwartung an die Belastbarkeit, als eine ältere Person, die einfach wieder normal einkaufen und spazieren gehen möchte.
Über das neue Analyse-System lassen sich die verschiedenen Federn im Video-Vergleich nebeneinander austesten. Eine weitere Standardisierung ist damit möglich. Denn vieles in dieser einfühlsamen Arbeit hat mit Erfahrungswerten zu tun. Bisher konnte es vorkommen, dass die Meister jeweils eine unterschiedliche Erfahrung mit einem bestimmten Bauteil gemacht haben. Je nach Situation verbauen sie diese Teile also besonders gern oder ungern. Über die neue Analysemöglichkeit können alle gemeinsam ihre bisherigen Erfahrungswerte überprüfen. Gleichzeitig bringen die Ergebnisse der Analyse wieder eine höhere Individualisierung, denn jedes Einzelteil kann noch besser auf den Kunden abgestimmt werden.
Präzision und Qualität mit menschlichem Augenmaß wird bei Hessing Maßarbeit für Orthopädie seit über 150 Jahren gelebt. Neben den Innovationen in den Materialien gilt es beides, die Qualität der Einbeziehung unserer Kunden, und die nachweisbare Qualität unserer Hilfsmittel kontinuierlich zu erhöhen. Das neue Konzept zur Lauf- und Ganganalyse bringt jedenfalls ein vorher nicht gekanntes Maß an Transparenz und personenbezogener Fertigungsqualität mit sich.