Hüftdysplasie bei Babys
Früher erkennen heißt besser behandeln

Für die Eltern ist es meist eine Überraschung. Bis zu vier Prozent der Kinder in Europa kommen mit einer sogenannten Hüftdysplasie auf die Welt. Dabei ist die Hüftgelenkspfanne ungenügend ausgebildet. Dadurch kann der Hüftkopf aus der Pfanne gleiten. Unbehandelt führt eine Hüftdysplasie zu Problemen, gelegentlich im Kindes-, häufiger aber im Erwachsenenalter. Bei rechtzeitiger Diagnose kann man die Erkrankung gut behandeln und dadurch Folgeschäden vermeiden. Entscheidend ist eine frühzeitige Diagnose.

Die Ursachen einer Hüftdysplasie sind vielfältig. In einigen Familien tritt sie gehäuft auf, was auf erbliche Veranlagungen hinweist. Zudem können auch besondere Umstände in der Schwangerschaft, wie etwa ein Fruchtwassermangel oder eine Beckenendlage die Entwicklung einer Dysplasie begünstigen. Mädchen sind öfter betroffen, ebenso wie das linke Hüftgelenk. 

Die Diagnose kann einfach durch eine sogenannte Ultraschalluntersuchung nach Graf gestellt werden. Liegen Risikofaktoren vor, kann dies direkt nach der Geburt geschehen, ansonsten wird die Hüftdysplasie im Rahmen der Vorsorge bei der U3 zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche festgestellt. Je früher eine solche Fehlstellung diagnostiziert wird, desto besser können die Hüftgelenke behandelt werden. 

Die Behandlung erfolgt in der Regel mit einer Hüftbeugeschiene (zum Beispiel Tübinger Schiene). Damit kann das Gelenk in die richtige Position eingestellt werden. Die Schiene wird noch bei uns in der Hessing Klinik für Kinder-, Jugendlichen und Neuroorthopädie angelegt. Die Eltern erhalten eine ausführliche Erklärung und Einweisung in die Anwendung und Handhabung. Die Hüftbeugeschiene bringt die Beinchen des Babys in die optimale Position und ermöglicht so der Hüftpfanne die notwenige Zeit für die Nachreifung. 

Die richtige Position der Baby-Beinchen ist eine Beugung von über 90 Grad und Abspreizung von 45 Grad. Die Schiene ist für Eltern sehr anwenderfreundlich. Durch diese schmerzfreie Behandlung mit der Hüftbeugeschiene kann die Hüftdysplasie in der Regel innerhalb weniger Wochen ausbehandelt werden. Als Faustregel für die Behandlungsdauer gilt: das Zwei- bis Dreifache des Alters bei Diagnosestellung. Wird die Hüftdysplasie also im Alter von vier Wochen festgestellt, muss etwa acht bis zwölf Wochen eine Schiene getragen werden. Frühzeitig erkannt, lässt sich so die Hüftdysplasie im Säuglingsalter erfolgreich behandeln und somit Spätfolgen im Erwachsenenalter vermeiden. 
 

 

 



Dr. med. Andreas Forth
Chefarzt der Hessing Klinik für Kinder-, Jugendlichen- und Neuroorthopädie