Morbus Scheuermann
Unter Morbus Scheuermann oder Kyphose versteht man eine Krümmung der Wirbelsäule nach vorne. Im Brustbereich (BWS) ist diese normal, solange sie nicht ca. 45° übersteigt.
Definition Morbus Scheuermann und Abgrenzung
Das Ausmaß der Kyphose ändert sich während des Wachstums und nimmt während des pubertären Wachstumsschubes normalerweise zu.
Von einer fixierten Hyperkyphose oder einem krankhaftem „Rundrücken“ muss eine einfache Haltungsschwäche abgegrenzt werden. Letztere kann von der Person willkürlich ausgeglichen werden, wohingegen eine strukturelle und fixierte Hyperkyphose auch in Rückneigung oder maximaler Aufrichtung erhalten bleibt. Zur Untersuchung dient der „Rutschhaltetest“.
Eigentlichen Krankheitswert hat nur diese fixierte Hyperkyphose, wohingegen eine Haltungsschwäche in der Regel ein vorübergehendes Phänomen der Pubertät ist und von Sportfaulheit bis jugendlicher Coolness und Rebellion gegen die Eltern viele Ursachen haben kann.
Hyperkyphose oder Adoleszentenkyphose?
Morbus Scheuermann ist eine Form der Hyperkyphose. Es wird noch diskutiert, ob es sich überhaupt um eine Erkrankung („Morbus“) im eigentlichen Sinne handelt, da er häufig nicht mit Beschwerden einhergeht. Alternativ wird daher der Begriff „Adoleszentenkyphose“ verwendet.
Zur Diagnose eines Morbus Scheuermann müssen Folgende Kriterien erfüllt sein:
1. klinisches Kriterium: fixierte Hyperkyphose von mehr als 45°
2. radiologische Kriterien (nach Sorensen,1964 und Mathiaß, 1980):
- unregelmäßige Gestaltung der Grund- und Deckplatten mit sog. Schmorl´schen Knötchen
- Keilwirbelbildung von > 5° bei mehr als 3 Wirbelkörpern
- Verlängerung des sagittalen Wirbelkörperdurchmessers
- Verschmälerung der Zwischenwirbelräume
Das alleinige Vorliegen von Unregelmäßigkeiten der Grund- und Deckplatten im Röntgenbild wird häufig fälschlicherweise schon als Anhaltspunkt für die Diagnose eines Morbus Scheurmann gedeutet. Dabei darf nicht übersehen werden, dass das klinische Bild der fixierten Hyperkyphose unabdingbar für die Diagnosestellung ist und die radiologischen Kriterien nur die Diagnose bestätigen und die Ursache klären sollen. Hierfür ist ein Schmorlsches Knötchen oder ein Keilwirbel allein nicht ausreichend.
Der Morbus Scheuermann tritt in der Regel erst in der späten Pubertät auf, sodass durch ein Korsett keine langfristige Korrektur mehr erreichbar ist. Ein Problem der Korsettbehandlung bei Kyphosen ist, dass sie nicht rechtzeitig begonnen wird, weil der Rundrücken oft erst auffällt, wenn die Person schon beinahe ausgewachsen ist. Sinnvoll ist sie jedoch nur, wenn noch ein ausreichend langes, d.h. mindestens 2 Jahre, Wachstum zu erwarten sind.
Über das positive Ansprechen von Patientinnen und Patienten mit einer progredienten Kyphose zwischen 50 und 60°, mit noch mehr als drei Jahren bis zum Wachstumsabschluss, gibt es Berichte, jedoch keine großen Studien. Das bedeutet, dass auch hier der Nutzen der Korsettbehandlung nicht bewiesen werden konnte, aber zumindest wahrscheinlich ist.
Behandlung Morbus Scheuermann
Die Therapie mit Hilfe eines Korsetts wird in Deutschland zunehmend weniger. Hintergrund ist, dass eine Verringerung der Keilwirbelbildung in Röntgenverlaufskontrollen bisher noch nicht bewiesen werden konnte, ebenso wenig, dass die Korrektur auch nach Abschulen des Korsetts erhalten bleibt. Zudem kommt es bei den meisten teilaktiven Korsetten eher zu Ausweichbewegungen in der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule als zu einer effektiven Aufrichtung der Brustwirbelsäule.
Krankengymnastik kann bei Haltungsschwächen zur Schulung und Aktivierung der Muskulatur helfen. Gleichsam kann sie Schmerzen mit Ausstrahlung in die oft verkürzte hintere Oberschenkelmuskulatur, die mit einem erhöhten Muskeltonus einhergehen, hilfreich sein. Bei symptomatischen Kyphosen zwischen 50 und 70° ist sie Mittel der Wahl.
Übersteigt die Kyphose 70° oder kann bei Krümmungen über 60° durch intensive Gymnastik keine Verbesserung erzielt werden, wird eine operative Aufrichtung in Erwägung gezogen.
Vor allem dann, wenn Beschwerden durch das begleitende Hohlkreuz (Hyperlordose) der Lendenwirbelsäule entstehen, kann durch eine Operation im Bereich der Brustwirbelsäule eine Verbesserung der Gesamtfunktion erzielt werden.
Die häufigsten Rückenleiden im Überblick
Starke Verspannungen der Rückenmuskulatur können, je nach betroffener Muskelgruppe, zu Rückenschmerzen führen. Eine Muskelverspannung am Rücken kann aber auch in anderen Bereichen wie dem Nacken, der Schulter oder den Armen zu Schmerzen führen.
Das Iliosakralgelenk kann durch Verschleiß Schmerzen verursachen. Durch die besondere Stellung des Iliosakralgelenks kann es zu Blockierungen kommen, die sehr schmerzhaft sein können. Das Iliosakralsyndrom kann aber meist ohne Operation behandelt werden.
Nur 3 bis 5 Prozent aller Rückenschmerzen sind tatsächlich auf einen Bandscheibenvorfall zurückzuführen. Somit ist der Bandscheibenvorfall oftmals nicht die Ursache für die Rückenschmerzen und könnte eine Fehldiagnose sein.
Der Hexenschuss bezeichnet akut auftretende starke Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Die Ischialgie bezeichnet Schmerzen, welche ins Bein ausstrahlen. Die Ischalgie wird oft mit dem Hexenschuss verwechselt.
Morbus Bechterew zählt zu den rheumatischen Erkrankungen. Es handelt sich um eine chronische Entzündung der Wirbelsäule.
Bei einer Osteoporose wird der Knochen porös. Dadurch entsteht eine höhere Bruchgefahr des Knochens. Durch den Knochenschwund kann es in den Wirbeln zu kleinsten Brüchen kommen, die zu einer Verformung der Wirbelsäule führen können.
Es gibt verschiedene Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule, die zu Schmerzen führen können. Dazu gehört u.a. die Spinalkanalstenose oder die Facettengelenksarthrose.
Aufgrund unterschiedlichster Ursachen kann es zu Wirbelkörperbrüchen kommen: Unfälle, Osteoporose Brüche oder in seltenen Fällen Tumore oder Metastasen.
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